Bergmann/Frosch/Dick (2023). Biografische Arbeit als Bestandteil Betrieblicher Bildung.
Neu erschienen in der 45. Ausgabe der bwp@ zu Veränderungen der Arbeitswelt: Anforderungen, Gestaltungsfelder und Zukunftsfragen für die berufliche Bildung ist ein Beitrag von Dr.in Dana Bergmann, Dr.in Ulrike Frosch und Prof. Michael Dick.
Abstract
„Die Berufs- und Arbeitswelt ist durch Wandlungsprozesse geprägt, welche sowohl technologische als auch globale Dimensionen umfassen. Dieser Wandel stellt keinen Zielzustand, sondern einen selbst beschleunigten Prozess dar, der sowohl Bedingung als auch Gegenstand von Beruflicher Bildung ist. In diesem Kontext verändern sich berufliche Tätigkeiten bis hin zum Wegfall, zur Transformation oder Neubildung ganzer Berufe bzw. Berufsbilder, sodass das Lebensberufskonzept zunehmend an Bedeutung verliert (Kraus 2006). Mit diesen strukturellen Veränderungen der Berufs- und Arbeitswelt, welche mit beruflichen Ein- und Ausstiegen sowie Wechseln verbunden sind, steigen die Anforderungen an die Individuen, anschlussfähig und mobil zu bleiben (Bergmann 2020, Dick 2009, Frosch 2020). Daran knüpft sich wiederum die Frage, wie trotz dieser Umbrüche und den damit einhergehenden verschwimmenden Berufsidentitäten die Funktionen des Berufs kompensiert werden können. Darüber hinaus ist es offen, welche Strategien die Subjekte im Umgang mit Unsicherheit innehaben, um den Schlüsselkategorien der Wandlungsfähigkeit und der beruflichen Mobilität gerecht zu werden. Aus pädagogischer Sicht steht dabei die biografische Kohärenz im Mittelpunkt.
Im Rahmen des Beitrags wird anhand von diskontinuierlichen Berufs- bzw. Erwerbsbiografien, welche durch autobiografisch-narrative Interviews erhoben wurden, aufgezeigt, wie potenziell krisenhafte Umbrüche subjektiv so gerahmt werden können, dass biografische Kohärenz sowie berufliche Identität entstehen kann. Durch die Interviews, welche narrationsanalytisch ausgewertet wurden, wird skizziert, dass sich diskontinuierliche Verläufe in der Biografie in den Spannungsfeldern zwischen Stabilität und Mobilität, zwischen Beschäftigungsfähigkeit und Beruflichkeit sowie zwischen Identität und Diffusion verorten lassen (Bergmann 2020, Frosch 2020). Die Ergebnisse zeigen, dass eine berufsbiografische Rekonstruktion individuelle Bildungsprozesse im Sinne der Herstellung kohärenter beruflicher Identitäten unterstützen und gleichzeitig die Anschlussfähigkeit an andere (berufliche) Kontexte ermöglichen und damit berufliche Mobilität fördern kann. Abschließend werden Impulse formuliert, wie Betriebliche Bildung reflexive Lern- und Bildungsprozesse über die berufliche Entwicklung hinweg unterstützen und somit zur Herstellung beruflicher Kohärenz beitragen könnte.“
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Bergmann, D./Frosch, U./Dick, M., (2023): Biografische Arbeit als Bestandteil Betrieblicher Bildung. In: bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online, Ausgabe 45, 1-20.